15.12.2009 Washington DC

Das hier ist das Zentrum der Weltmacht. Vor dem Kapitol stehen versprengt ein paar Demonstranten herum. Es geht um Health Care, das große Thema seit Monaten in den Staaten. Sie wehren sich dagegen, sich krankenversichern zu lassen und Obama verliert angesichts der Diskussion massiv an Rückhalt im eigenen Land. Nicht nur für mich als Europäer ist das schwer zu begreifen, auch mein afrikanischer Freund hatte kein Verständnis für diese Art des „Freiheits“begriffs. Wie wichtig ist die Freiheit, wenn es um das größte Gut geht, das ein Mensch hat – seine Gesundheit und sein Leben?

Ich beginne meine Sight-Seeing-Tour im Capitol. Ein patriotischer Film schwört uns auf den Besuch im Inneren des Gebäudes ein. Es geht um den Gründungsmythos, um Demokratie und die Bedeutung des Föderalismus. Das gefällt mir. Ich mag dieses Pathos, auch wenn ich vom Fremdschämen manchmal ein bisschen Gänsehaut bekomme. Insgeheim aber muss ich zugeben, dass ich ein bisschen neidisch auf die Amerikaner bin. Sie dürfen so ausufernd stolz auf sich selbst sein.

Was folgt ist ein Spaziergang durch die amerikanische Historie entlang der National Mall. Monumente für sämtliche wichtigen Präsidenten, eines prunkvoller als das nächste. Ein World War II Monument, eine Gedenkstätte für die Soldaten, die im Korea- und Vietnamkrieg starben. Martin Luther King Jr, auch hier wird er geehrt und auf dem Arlington Cemetry liegen John F. Kennedy und seine Frau. In einen Stein sind Kennedys Worte eingraviert:

And so, my fellow americans: ask not what your country can do for you – ask what you can do for your country.

Auf dem Hügel kann man das riesige Areal überblicken, auf dem zahllose Grabstätten von den Männern und Frauen erzählen, die genau das taten – und dabei starben. Hier in Washington geht es nicht um Coca Cola und gute Laune. Hier in Washington wiegt die Geschichte schwer.

Ich gehe ins Holocaust Memorial Museum, in dem nicht nur die Geschichte des Genozids an den Juden in Europa nachgezeichnet wird, sondern auch die Rolle, die die USA und die Alliierten dabei spielten. Die Konferenz von München wird thematisiert, die Versäumnisse des Westens, Hitler beizeiten zu stoppen und Flüchtlinge aufzunehmen. Dieses Museum ist die bislang beste und erschütternste Ausstellung, die ich bisher zum Holocaust gesehen habe. Ich wünschte, sie würde in Berlin stehen.

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