Schlaflied

Kein Bock mehr

Alle Menschen, die ich kenne, sind müde. Sie sind zu müde zum Reden, zu müde zum Denken, zu müde zum Tanzen, zu müde zum Arbeiten, zu müde zum Treppensteigen, zu müde zum Essen und zu müde zum Schlafen. Einige sind sogar zu müde zum Lieben. Und nicht nur in meiner näheren Umgebung ist das so. Auch in der Welt, die im Internet und im Fernsehen läuft, haben die Leute schlapp gemacht. Die einen treten zurück, die anderen brechen sich die Beine. Ein großes Gähnen ist über uns alle gekommen, eine betäubende Wolke der Ermattung liegt über dem Land. Lust hat keiner mehr auf irgendwas. Die Welt schleppt sich morgens aus dem Bett und erschrickt beim Blick in den Spiegel angesichts der Augenringe, die sich bis zum Hals gewandert zu sein scheinen. Antriebslos, lethargisch, völlig kraftlos steht sie dann da und lässt die Arme baumeln. Die letzten Monate, das war für alle ein bisschen zu viel Realität pro Minute. Die Welt hat sich zu schnell gedreht und uns ist schwindelig geworden. Hin- und hergeschüttelt zwischen den Ereignissen taumelten wir immer wieder am Abgrund, den Puls stets am Anschlag. Wir haben uns selbst verbraucht bei dem anstrengenden Versuch, uns festzuhalten und gleichzeitig mitzulaufen. Und nun sind wir hier, aufgezehrt, verkümmert, kaum noch da. Wir sind urlaubsreif. Aber sowas von.

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