Märchenstunde

Foto: romana klee/Flickr.com

Sonntagnachmittag. Eine Bühne, mitten auf dem Platz, zwischen Schaukeln, Rutschen und Büschen. Bratwurst und Bier und Kinderschminken. Menschen, lose verteilt, lässig im Sonntagschick, entspannt, gut gelaunt. Mal was anderes. Man kennt sich und wohnt nebenan.

Der grauhaarige Mann im Anzug, so um die fünfzig. Seine kleine Tochter, vielleicht eineinhalb. Sie kann schon laufen aber kaum sprechen. Verzückt beobachtet er sie, sein Lächeln wirkt entrückt. Der Sinn seines Lebens, gut, dass er ihn noch gefunden hat nach all diesen Jahren. Nach Konferenzen, Verhandlungen und Wutausbrüchen. Und immer diese Kündigungen. Wie lieb das alles hier im Gegensatz dazu. Sein Iphone macht Fotos.

Das Punkmädchen springt umher, leichtfüßig, barfüßig, dreckfüßig. Eine elegante Gestalt in zerrissenem Gewand. Der Kopf, ein Experimentierfeld aus Strähnen und Stoppeln. Eine Körperhaltung so stolz wie die einer Tänzerin, trainiert vom Pingpong, weit weg vom Morgen. Die Tischtennisplatte – ein Universum, um das sie sich dreht.

Der Platz wird voller, die Seeligkeit wächst. Die Band vorne weint ein Lied mit Anspruch auf mehr. Es scheint eine trostlose Sonne, die niemanden wärmt. Zu Hause ist auch nur ein Wort, vielleicht zwei. Ganz weit weg von hier, vielleicht tief in Dir drin. Es zu befreien braucht mehr als ein Bier.

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