Der Mensch und das Meer

Das Meer verändert die Menschen. Es macht sie zu Dichtern und Denkern, zu Träumern und Illusionisten, zu Abenteurern und Entdeckern. Kurzum: es macht die Menschen zu dem, das sie gern wären. Wenn der Mensch sich dem Geräusch einer rauschenden Brandung nähert, wirft er den Alltag über Bord und wird selbst ganz berauscht. Am Meer lässt sich vortrefflich über das Sein und die Welt philosophieren, denn nur hier, so scheint es, bläst der Wind stark genug, um den Kopf von alten Gedanken frei zu bekommen. Das Meer ist erhaben über alle Probleme der Welt und wer sich hineinstürzt wird selbst zur Königin des Universums. Es sei denn, es ist ein Mann, dann wird er zum König. Das Meer verzeiht Falten und Cellulitis, Bierbäuche und Plattfüße. Wer am Meer sitzt, braucht sich nicht zu schminken, wer im Meer schwimmt, kann dies nackt oder in den hässlichsten Badehosen der Welt tun. Milde lächelt das Meer darüber hinweg und schenkt uns Schönheit. Anzumerken ist: das Meer entfaltet seine beruhigende Wirkung nur, wenn ein Ufer in Sicht ist. Auf dem offenen Meer ohne Blickkontakt zur Küste wirkt das Meer unüberschaubar und kann kurzweilig zu Panikattacken führen. Anders ist es, wenn man ein Boot unter den Füßen hat. Hier ist lediglich mit Nebenwirkungen in der Magengegend zu rechnen. Das Meer ist ein wässriger Prophet mit einem Herzschlag aus Wellen, Gezeiten und Salz. Wenn alles mal weg ist, ist das Meer immernoch da.

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