"Zu faul zum Protzen"

Schon vor Tagen befragte ich einen meiner Lieblingsmenschen, wie es sich eigentlich anfühlt, plötzlich im Rampenlicht zu stehen. Jetzt komme ich endlich mal dazu, es zu veröffentlichen! Thomas Trappe, dessen phänomenales Riesa-Blog für den Grimme Online Award Publikumspreis nominiert wurde, nimmt jetzt und hier Stellung zu den knallharten, kritischen Fragen von Provinzkind.

Wie würdest Du Riesa in einem Satz beschreiben?

Riesa ist wohl nichts anderes als Provinz in Bayern – nur fehlen hier die Berge.

Wofür ist die Stadt bekannt? Kann sie mit Superlativen glänzen?

Das ist recht deutlich definiert, nach einer Woche in der Stadt hat man das drin. Es gibt Riesaer Nudeln, die aber leider teurer sind als die guten italienischen und deshalb Selektionsnachteile bieten. Dann gibt es Riesaer Zündhölzer und Sportler, die öfter mal Medaillen gewinnen, Namen sind hier aber nicht meine Stärke. Einer heißt Florschütz. Er ist ein Riesaer Volksheld und wohnt in Dresden,  kommt auch nicht aus Riesa. Wie die meisten Spitzensportler hier gekauft sind, man gibt das jetzt aber auf, weil die Stadt pleite ist.
Weiterhin gibt es in Riesa den Köhler-Pimmel, eine Holzstatue, die der Ex-OBM Wolfram Köhler von Immendorf gekauft hat. Das Ding ist aus Eisen, hat zwei Klöten und ragt in die Luft und erinnert alle an Köhler. Er regierte hier, sozusagen. Nicht zu vergessen die Erdgasarena, in der immer Volksmusiksendungen aufgezeichnet werden und die die Stadt sieben Milliarden Euro pro Woche Zuschüsse kostet. Das Ding will die Stadt jetzt abreißen, aber es gibt noch Gegenwehr bei nostalgischen Stadträten.

Was zeichnet die Menschen in Riesa aus?

Da fehlen mir vergleichende Provinzstudien, wirklich. Aber sie haben auf jeden Fall eine Vorliebe, ihrer Stadt Etiketten aufzudrücken, die außerhalb kein Mensch ernstnimmt. Ich sag nur Eventstadt und Erdgasrena! Im Übrigen mögen es viele Menschen hier nicht so sehr, wenn man nicht aus Riesa kommt oder wenn man mal da war und nicht sofort hinzieht.

Wie fallen Dir all diese Dinge ein, über die Du schreibst?

Wenn mir Dinge einfallen würden, wäre ich Literat geworden. Da ich aber nur Dinge aufschreiben kann, die ich erlebe und keinerlei Abstraktionsvermögen besitze, bin ich nun Journalist. Mir fällt grundsätzlich nie was ein, und abends bin ich dann erschöpft.

Was hat Riesa davon, wenn Du den Award gewinnst?

Ich denke, es wird dann heißen: Grimme-Online-Stadt Riesa. Das ist weniger unwahrscheinlich als es klingt.

Wie hat sich Dein Leben verändert, seit Du berühmt bist?

Berühmt? Na gut: Gestern bin ich betrunken mit zwei Fans in einen Gurkenlaster gerast.

Alle die Dich kennen, wissen, dass Du ein überaus bescheidener Mensch bist. Wie lange willst Du das noch  durchhalten?

Solange, bis die Leute merken, dass das keine Bescheidenheit ist. Ich bin nur zu faul zum Protzen. Mit was auch?

Gibt es noch andere Leute außer mir, die versuchen, von Deinem Ruhm zu profitieren?

Nein, du bist auch die Einzige, die mir Ruhm unterstellt.

*abstimmen kann man noch bis zum 23. Juni

Dieser Beitrag wurde unter Buntes Land veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

7 Antworten zu "Zu faul zum Protzen"

  1. Pingback: Postgeheimnis « Thomas Trappe

Schreibe einen Kommentar zu Thomas Trappe Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert