Trennungsschmerz

Ich bin verstört. Seit ich Deinen Brief gelesen habe, nagt mein schlechtes Gewissen unaufhörlich an mir. Seit über acht Jahren gingen wir gemeinsame Wege, schriebst Du. Und das acht Jahre hattest Du extra gefettet, damit ich es auch ja nicht übersehe. Es hat sich eingbrannt in mein Gedächtnis. Ein fetter Vorwurf, schon im zweiten Satz. Wie machst Du das, dass Du mit wenigen Worten so viel in mir aufwühlst?

Ich hatte allen Grund, mich von Dir zu trennen, ich konnte einfach nicht mehr. Es lag nicht daran, dass Du mir nicht geben konntest, was ich wollte. Ich weiß, Du warst immer für mich da, wenn ich Dich brauchte. Ich brauchte Dich nicht oft aber wenn, dann konnte ich sicher sein, dass da immer dieses Netz war, in dem Du mich auffingst und mit dem Du mir ein wohliges Gefühl von Sicherheit gabst. Meine Sorglosigkeit in all dieser Zeit habe ich auch Dir zu verdanken. Aber Du musst doch einsehen, dass irgendwann mal Schluss sein muss. Du wolltest mehr und immer mehr. Und jetzt willst Du nochmal acht Euro mehr pro Monat. Ich bin kein Geizhals, weißt Du, aber es gibt Dinge, die gehen mir gegen den Strich. Ich weiß, dass das mit uns was Großes war. Aber irgendwann kommt im Leben eines Menschen der Moment, an dem er sich entscheiden muss. Und dieser Moment ist jetzt eben für mich da.

Deinen Abschiedsbrief werde ich aufheben. Du kannst Dir sicher sein, dass ich ihn nicht meinen Freundinnen zeigen werde, um mit ihnen darüber abzulästern. Er bleibt verborgen und sein vorwurfsvoller Ton wird mich immer daran erinnern, dass es letztlich doch die richtige Entscheidung war.

Lebe wohl, liebe Krankenkasse. Ich hoffe, Du wirst Deinen Weg auch ohne mich gehen.

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1 Antwort zu Trennungsschmerz

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