Big Brother und das Schweinesystem

Da hatte sich wohl jemand im Dienstplan verschrieben. Gleich 600 Polizisten waren am Dienstagabend zur Schicht angetreten, um ein besetztes Haus in der Brunnenstraße zu räumen. Innerhalb weniger Minuten verscheuchten sie 19 Bewohner, die sich darin ein gemütliches Nest aus Gerümpel und Geröll gebaut haben – allesamt nicht in Besitz eines Mietvertrages.

Abgesehen davon, dass ich die politische Intention einer Hausbesetzung nicht verstehe (was genau will man damit ausdrücken, dass man sich in einem Haus niederlässt, das einem nicht gehört und wofür man auch keine Miete zahlt? Freie Häuser für freie Bürger? Ich entscheide, wo meine Matraze liegt? Du kommst hier net rein?), war das Aufgebot, was die Männer in Grün da bestellt hatten schon beeindruckend und definitiv übertrieben. Die autonome Szene hat schließlich nur einmal im Jahr Karneval und das ist am 1. Mai. Den Rest des Jahres machen sie….ja was eigentlich? Das Schweinesystem bekämpfen? Den Weltfrieden durchsetzen? Oder lustige bunte Antischwabenparolen an Elektrokästen sprayen? Man weiß es nicht.

Nun drohen Hausbesetzer mit Randale. Klar. Weil das eine einwandfreie politische Aktion ist. So wie Autos anzünden. Auch immer wieder eine super Idee. So wird das Konzept eines alternativen Lebensentwurfs auch den Spießbürgern auf schonende Art und Weise nahegebracht. Was ich damit eigentlich sagen will: kompletter Blödsinn!

Muss denn alles immer gleich bis zum Äußersten getrieben werden? Wir sind doch alle Menschen. Die einen wollen eben in einem Haus mit Mietvertrag wohnen und die anderen in einem ohne. Da wird es doch wohl eine Ebene geben, auf der man sich begegnen kann, oder? Wenn ich der Hauseigentümer wäre, würde ich zu meinen fusseligen Bewohnern gehen und ihnen einen Vorschlag unterbreiten, den sie nicht ablehnen könnten. „Hört mal zu Jungs und Mädchens“, würde ich sagen. „Auch ich muss meine Brötchen verdienen und die Grundsteuer und das ganze Gedöns hier, naja ihr wisst schon, man hat so seine Kosten“. Dann würden sie wohl erstmal staunen und mich mit großen Kugelaugen anschauen.

Auf subtile Art und Weise würde ich ihnen dann näherbringen, dass Wohnen ohne Geld Abzuwerfen vielleicht in ihrer Phantasie geht, in der Realität aber nunmal nicht und in meinem Haus nun schon ganz und gar nicht. Deshalb nun mein genialer Deal: „Ich hänge Euch hier überall Kameras auf und wir drehen eine Dokusoap. Die verkaufen wir ans Fernsehen. Mein Einkommen ist gesichert und ihr könnt hier weiter für umme wohnen. Was sagt ihr?“ Natürlich werden sie begeistert zustimmen, denn das ist ja wirklich ein unschlagbarer Kompromiss.

Und während sich der gemeine Spießbürger allabendlich unsere TV-Dosis auf RTL2 reinzieht und leicht angewidert feststellt, was für eine verkommene Stadt dieses Berlin doch eigentlich ist, sitzt irgendwo in Schwäbisch Gmünd die Mutti von unserem Haupthausbesetzer mit Tränen der Rührung vor dem Fernseher und denkt stolz: „Mein Junge. Jetzt isser im Fernsehen.“

Das Ganze hat auch schon einen Namen: „Die Hausbesetzer“. Und am Ende wird alles gut.

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